Straschek 1963-74 Westberlin

Teil 4

Elf ereignisreiche Jahre in Westberlin hinterließen deutliche Spuren im Leben von Günter Peter Straschek. Er verarbeitet sie in dem Text “Straschek 1963 -74 Westberlin”. Der Titel in der dritten Person verweist auf den selbstreflexiven Charakter des Essays. In seinen Berliner Jahren betätigte sich Straschek als Filmemacher, -historiker, und -theoretiker, als Publizist und politisch Aktiver in der 68er Revolte. Außerdem war er Teil des ersten Jahrgangs von Studierenden an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Zu seinen Kommiliton*innen gehörten Personen wie Helke Sander, Harun Farocki, Hartmut Bitomsky, Johannes Beringer oder Holger Meins. Erstmals liegt nun mit dieser Übersetzung sein Text auch auf Niederländisch vor. Sein Essay ermöglicht einen ganz besonderen Zugang zu den filmästhetisch-theoretischen Debatten und praktisch-politischen Auseinandersetzungen einer Generation von Filmemacher*innen, die das Filmschaffen in Deutschland grundlegend erneuern sollten, und die in ihren politischen und formalen Experimenten ihre Vorkämpfer*innen aus den Tagen des Oberhausener Manifests mehr als bieder aussehen ließen. Die während dieser Periode von dem am 23. Juli 1942 in Graz geborenen Straschek gemachten Erfahrungen und verfolgten Interessen fließen in seinem Text für die Filmkritik in verdichteter Form zu einer virtuosen Komposition zusammen. Straschek schuf eine Konstellation aus unterschiedlichsten Textsorten, wie etwa polittheoretischen und filmästhetischen Überlegungen, Anekdoten, tagebuchähnlichen Einträgen, Briefen oder auch eine Fütterungsanweisung für die Katze von Danièle Huillet. Es handelt sich um eine Textmontage, die wohl heute beinahe jede Redaktion einer Filmzeitschrift stark kürzen und formal verändern würde. Der Text verdankt seine Veröffentlichung in dieser Form dem Geist der damaligen Zeit, besonders aber den redaktionellen Leitlinien der Filmkritik, in der er veröffentlicht wurde, und die damals sicherlich die profilierteste Zeitschrift für Film im deutschsprachigen Raum darstellte.

– Julian Volz1

(1) Am Set von Labriola (Günter Peter Straschek, 1970). Foto: Michael Biron.

59.

Suhrkamp Verlag
– edition suhrkamp –
zHv Herrn Günther Busch
B Frankfurt am Main
Postfach 2446

Günter Peter Straschek
1 Westberlin 41
Kniephofstrasse 13
tel. 791.63.09

29.05.1974

Sehr geehrter Herr Busch:

vor ein paar Wochen liess ich Sie wissen, dass Anmerkungen zur Herausgabe meines Handbuch wider das Kino (folgend HwdK) in der von mir verfassten Augustnummer der Zeitschrift Filmkritik veröffentlicht würden werden. Sie haben dies zur Kenntnis genommen, und schlossen eine Erwiderung nicht aus. Dieses Schreiben an den Suhrkamp Verlag zu Ihren Händen stellt meine Vorwürfe dar; sollte mich Ihre Antwort bis 14. Juni erreichen, könnte sie als Gegendarstellung gleichfalls in der Filmkritik 8/1974 erscheinen – Ihr Einverständnis vorausgesetzt.

Mein Manuskript Hwdk ist im Oktober 1971 an den Verlag abgegangen. Bis dahin hatte ich DM 4.000 als Honorarvorschuss erhalten. Am 20. 12. 1971 antworteten Sie mir: “Ihr Manuskript wird im Januar zum Satz gehen.... Was Ihre Honorarwünsche angeht, so kann ich sie Ihnen im Augenblick nicht erfüllen. Der Restbetrag steht Ihnen, wie mir die Buchhaltung gesagt hat, erst nach dem Erscheinen des Bundes zur Verfügung.” Im Januar 1972 reichte ich eine korrigierte Teilfassung nach, insbesondere für das Schlusskapitel IV. Wiederholt habe ich Sie telefonisch und brieflich ersucht, für ein schnelles Erscheinen des HwdK Sorge zu tragen, bedingt durch den umfänglichen Apparat. Ich weiss nicht, ob Sie je meine Arbeit gelesen haben, ein flüchtiger Blick in das Manuskript hätte Sie von dieser Notwendigkeit überzeugt.

Zwar hatte ich das Manuskript abgeschlossen, doch musste ich dieses, solange es beim Verlag lag, auf den letzten Stand halten. Das kostete mich sehr viel Arbeit, Zeit, insbesondere Geld. Mit Schreiben vom 10.7. 1972 teilten Sie mir u. a. mit: “wir haben uns aufgrund publizistischer Erwägungen entschlossen, das Handbuch im Spätherbst zu veröffentlichen. Dieser Termin erscheint uns dem Buch förderlicher als ein Zeitpunkt im Spätsommer.” Ihr “förderlicher” ist passabler Zynismus, wenn man bedenkt, dass das HwdK bis heute vom Verlag noch nicht auf den Markt gebracht worden ist – zudem scheinen innerhalb einer Reihe wie der “edition suhrkamp” Terminierungen solcherart kaum üblich zu sein. In Erwartung der für mich kostspieligen und zeitraubenden Korrektur (selbstverständlich arbeitete ich schon an einem anderen Projekt) ersuchte ich den Verlag neuerlich um ein Teilhonorar von rund DM 1.000, was wiederum verweigert wurde.

Tatsächlich erreichte mich der Fahnenabzug erst im Januar 1973, demnach 15 Monate nach Manuskriptabgabe! Dabei fehlte eine Hälfte, rund 40 Bogen Bibliografie und 50 Bogen Fussnoten; gesetzt worden war nur, zudem schlampig, die Oktoberlassung, nicht einmal die weiterkorrigierte von Januar 72. Zitate in italienisch, russisch, portugiesisch, um deren Übersetzung ich den Verlag gebeten hatte, waren im Original belassen worden. Dafür hatte Ihr Lektorat nicht nur meine Austriazismen “eingedeutscht” sondern u. a. meine Ansicht, gemessen an ihrem Anspruch sei das studentische Kinopublikum das vergleichsweise unreflektierteste, glatt gestrichen!

Jedenfalls lag es wieder an mir, Text (im Fahnenabzug) und Apparat mit rund 800 Fussnoten (im Manuskript) für mehr als eineinhalb Jahre nachzuziehen und drei Register anzufertigen. Wegen neuer statistischer Angaben, Sterbedaten und sonstiger Nachträge musste ich mit Kinematheken in aller Welt korrespondieren sowie nach København ins Danske Filmmuseum fahren, weil die westdeutschen Filmbüchereien unzulänglich ausgestattet sind. Alle Kosten blieben meine privaten – ich musste sie trotz angespannt finanzieller Lage auf mich nehmen, weil der Verlag zu zahlen sich weigerte, ich das HwdK nicht mit einem veralteten Apparat veröffentlichen lassen wollte, und nach so viel investierter Arbeit das ganze Zeug nicht einfach hinschmeissen konnte.

Im Juli 1973 retournierte ich das gesamte, auf den neuesten Stand gebrachte Material, und ersuchte Sie eindringlich, schriftlich wie telefonisch, so schnell als möglich nunmehr Umbruch und Herausgabe zu leisten. Nichts dergleichen geschah.

Sie dürfen anbei nicht ausser Acht lassen: wiewohl um diese Zeit spärliche Anzeichen eines bundesrepublikanischen Filmbuchinteresses sichtbar wurden, war es mir wenig angenehm, durch des Verlages Quasiboykott die Arbeiten “meiner Kollegen” vor mir veröffentlicht zu sehen. Und schmeichelte es mir zunächst, oft gefragt zu werden, wann denn mein Buch erscheine, wurde es mir schnell zuwider, über Jahre buchstäblich mit “ich weiss nicht” antworten zu müssen; letztlich wurde die ganze Angelegenheit peinlich, für mich aber auch gefährlich, weil das lange Warten auf meine angekündigte Arbeit die Erwartungen hochschrauben musste, was sich dann am einfachstep in Enttäuschung abklären lässt. Ihr Verhalten beziehungsweise das des Suhrkamp Verlages war um diese Zeit mehr als merkwürdig. Ich bekam nicht nur keinen Pfennig Honorar trotz der aussergewöhnlichen Lage ohne mein geringstes Verschulden, selbst Bestellungen von Verlagsbüchern zu Autorenhonoraren wurden ignoriert. Das HwdK wurde nie mehr in den Verlagsprospekten erwähnt, sogar in der Voranzeige für die zweite Jahreshälfte 1974 fehlt es. Eine Annonce in der Filmkritik wurde abgelehnt. Im Juni 1972 fragte ich an, ob die “edition suhrkamp” an einem bio-filmo-bibliografischen Kinolexikon von mir (als Editor-in-Chief) Interesse hätte, im Juli 1973 wegen einer deutschen (Antonio) Labriola-Ausgabe. Beidemale haben Sie meine Anfrage für keine Antwort wert befunden. Im Dezember 1973 kündigten Sie mir die Umbruchkortektur für Januar 1974 an. Ich richtete mich darauf ein, nahm mir Zeit, verschob andere Arbeiten – doch es dauerte, nach wiederholten Verschiebungen, wiederum bis Mai 1974: das sind neuerlich 10 Monate nach der Korrektur! Jedoch war es nunmehr kein Umbruch, sondern ein zweiter Fahnenabzug – diesmal jedoch 80 Bogen Bibliografie, hingegen fehlte der gesamte Text. Als ich Sie deswegen anrief, sagten Sie mir etwas von einem “kleinen Missgeschick, das passiert sei”; anders ausgedrückt: innert 10 Monaten ist der Handapparat zwar gesetzt, auf den handkorrigierten Textteil jedoch wieder vergessen worden. Sie versprachen mir den Textabzug zu einem Termin nebenbei, der inzwischen schon wieder um mehr als 10 Tage nachhinkt

Ich stehe also neuerlich – 2 1/2 Jahre nach Manuskriptablieferung – vor einem Torso: nicht nur, dass ich wieder mit allen Kinematheken korrespondieren oder gar telefonieren muss, nach København zu fahren habe, das Buch neuerlich durchzukorrigieren ist: es steht selbst heute noch nicht fest, wann es erscheinen kann, zumal mir die Umbruchkorrektur noch bevorsteht.

Ich bezichtige natürlich den Suhrkamp Verlag, die Herausgabe meines HwdK bewusst oder fahrlässig verzögert zu haben, wodurch ich ziemlichen Schaden erlitt. Aber ich bin nicht nur über Sie und den Verlag verärgert, viel mehr noch über mich als Trottel: schliesslich habe ich 2 Jahre an dem Buch geschrieben (Vorarbeiten nicht mitgerechnet) und war danach gezwungen, fast 3 Jahre lang in Wartestellung herumzukorrigieren und zu erneuern, nur weil mich der Verlag hängenliess: und dies alles für DM 4.000 Honorar! Ein Betrag, den ich restlos für Porto, Telefon, Fotokopien etc. ausgeben habe müssen. Und obschon Sie davon wussten, ausserdem sich der Verkaufspreis des Hwd inzwischen auf DM 12 oder 14 erhöht hat, demnach auch meine 7% Honorar pro verkauftem Buch, ist es dem Verlag nie eingefallen, mir auch nur die Geste einer finanziellen Unterstützung zu leihen.

Nach diesen Erfahrungen, der ganze stuff ist mir widerlich geworden, musste ich einmal einen Vertrag mit dem Rowohlt Verlag lösen betreffs einer Studie über Filmfirmen: ich kann es mir kein zweitesmal leisten, ein paar Jahre mit dem Schreiben eines komplizierten Kapitels Filmgeschichte zu vergeuden – für ein paar tausend DM Honorar!

Sollte mein HwdK im Oktober dieses Jahres auf den Markt kommen, wären seit der Manuskriptabgabe genau 3 Jahre vergangen! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich die Gründe für diese Verzögerung, die Motive des Verlages mir gegenüber wissen lassen könnten. Ich selbst kann sie mir nicht schlüssig erklären, weil ich Ihre bzw. des Verlages Vorteile dabei nicht recht einsehen kann. Es mag technische Probleme gegeben haben, der Satz ist zugegeben kompliziert. Bekannte unterstellen Ihnen politische Beweggründe – ich persönlich nicht, schliesslich machen Verlage am Linksbuchboom einen gewaltigen Rewag und meinte doch BB zurecht “Schliesslich ist der Marxismus so unbekannt hauptsächlich durch die vielen Schriften über ihn geworden”. Oder wollten Sie sich für meine verspätete Manuskriptablieferung (meine Gründe sind für die Filmkritik 8/1974 zur Erwähnung gebracht worden) revanchieren?

Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir eine Antwort auf meine Fragen und Vorhaltungen zukommen lassen würden. Desgleichen ersuche ich Sie sich ernsthaft für die Auszahlung eines Betrages um DM 2.000 auf mein Konto Berliner Bank 1113264700 zu verwenden angesichts der geschilderten Umstände.

Ihnen mit bestem Gruss, Ihr
(Günter Peter Straschek).

(2) Hurra für Frau E. (Günter Peter Straschek, 1967)

60.

Herrn Günter Peter Straschek
1000 Berlin 41
Kniephofstraße 12

Suhrkamp Verlag
Frankfurt/M., 12. Juni 1974
Bu/wi

Lieber Herr Straschek,

ich will es kurz machen.

1. In Ihrem Brief ist die Rede davon, daß Sie das Manuskript im Oktober 1971 dem Verlag zugeschickt haben; es handelte sich freilich nicht um das satzfertige Manuskript, denn – ich zitiere Sie – im “Januar 1972 reichte ich eine korrigierte Teilfassung nach”. Das heißt: Dem Verlag hat das fertige Manuskript Ende Januar 1972 vorgelegen.

Eine Randbemerkung zur Chronologie: Der Vertrag zwischen Ihnen und dem Suhrkamp Verlag trägt das Datum vom 22. 5. 1969. Vereinbart war, daß das Manuskript am 1. 8. 1970 dem Verlag vorliegen sollte. (Ich kann mich übrigens nicht erinnern, diesen Sachverhalt Ihnen gegenüber jemals juristisch interpretiert zu haben.) Soviel zur Rekonstruktion der Wirklichkeit.

2. Daß ihr Manuskript außerordentlich hohe Anforderungen an die Setzerel stellt, geben Sie selber zu. Wer dies nicht ausreichend berücksichtigt, wird auch die Probleme unterschätzen, die mit der technischen Herstellung des Handbuchs verknüpft sind.

3. Der Arbeitsplan der Druckerei orientiert sich jeweils an unserem Halbjahres-Programm. An Titeln, die mit beträchtlicher Verspätung den Verlag erreicht haben, kann nur dann gearbeitet werden, wenn die laufende Produktion, die Vorrang genießt, es erlaubt. Im übrigen gibt es durchaus noch andere Beispiele dafür, daß die Fertigstellung von Bänden der “edition suhrkamp” sich aus den nämlichen Gründen, die im Falle des Handbuches gelten, erheblich verzögert hat.

4. Ihre Bemerkung, das studentische Kinopublikum sei “das vergleichsweise unreflektierteste”, enthält, wie Sie selber wissen, ein Pauschalurteil, das Sie in Ihrem Text weder zu belegen noch zu erklären versuchen. Aber auch ein Gegenklischee bleibt ein Klischee.

5. Über eine Werbung für das Handbuch ist sinnvollerweise im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt seiner Veröffentlichung zu reden; das gilt auch für entsprechende Hinweise in unserem Prospekt. Ich habe Ihnen das mehrfach dargelegt.

6. Daß politische Motive eine Rolle spielten – eine Deutung, die Sie zwar nicht teilen, aber immerhin nachformulieren –, kann nur vermuten, wer entweder die “edition

Suhrkamp” oder Ihr Manuskript (oder beides) nicht kennt.

All das, was ich Ihnen hier zur Sache gesagt habe, ist für Sie nicht neu, kann es nicht sein. Im Laufe der vergangenen Monate habe ich Ihnen wiederholt Grinde und Begründungen vorgetragen. Ich wünschte, unsere Arbeitsbeziehungen würden nicht gänzlich verzerrt durch Affekte.

Mit freundlichen Grüßen
(Günther Busch)

P.S. Ich will versuchen, eine weitere Honorarvorauszahlung zu erwirken.

61.

[Okay. Ich verzichte auf Erwidetung und Affekte, denn am 15. 6. 74 haben mich – erstmals – alle Fahnenabzüge meines Manuskriptes erreicht. Mit dem Erscheinen des HwdK kann nunmehr im Oktober gerechnet werden. Was den Rowohlt Verlag angeht, so habe ich diesem anstelle der Filmfirmen die Filmemigranten vorgeschlagen, die er jedoch partout nicht haben wollte. Nachdem ich das Lektorat mit meiner Meinung beleidigt hatte, es solle sich nicht so anstellen, schliesslich sei es scheissegal, ob in der Reihe “das neue buch” Filmfirmen oder Filmemigranten verkauft würden werden, konnte die beste aller Lösungen gefunden werden: ich zahle DM 4.000 für DM 5.000 Vorschuss zurück und es erscheinen weder die Firmen noch die Emigranten.]

62.

Leidenschaftlicher Musikliebhaber. Ich habe mich direkt zu einem Schubertfan stilisiert – das C-dur Streichquintett, das Es-dur Klavier-Trio oder die grosse B-dur Klaviersonate sind für mich herrliche Arbeiten. Ich geniere mich keineswegs, Musik (von der ich keine Ahnung habe) mir als naives Kunsterleben zu erhalten. Denn in Literatur oder Film, Theater, Fernsehen lassen verschiedene Medienkenntnisse einen trivialistischen Genuss mir nie mehr zu. Dessenungeachtet halte ich die Musik von allen tradierten Künsten dem Film für am meisten wesensverwandt.

63.

Zu dem Zwischenfall kam es am vorletzten Drehtag für Filmemigration/1. Tell (Europa) in einem londoner Hotel am Lancaster Gate. Im Frühstücksraum war die spanisch-gastarbeiterliche Bedienung überfordert: das war zugegeben nicht sehr angenehm für uns, doch unser Chefkameramann, wie die meisten westdeutschen Fernsehfritzen im Auslande mit vollgeschwemmtem Selbstbewusstsein des nur noch fressen und ficken können, musste sich beschwerden gehen; als er zurückkam, fand er auf seinem Platz ein vom Kellner abgestelltes Tablett vor. Er schleuderte dieses zornig in irgendeinen Winkel. Das empörte den Kellner. Der schlich sich an “meinen” Operateur heran und zog ihn hinterrücks an einem Ohr hoch, wie einen frechen Schüler. Was dann kam war Slapstickniveau. Der Kameramann schrie wie am Spiess im angeberischen Oxfordenglisch “Don’t touch me”, während der Spanier nur “You stupid man” hervorbrachte. Beide schlugen sich. Da wir um 10h Aufnahme in einem Club hatten, trennte ich nach einiger Zeit die beiden. Mit ausgestreckten Armen hielt ich jeden am Krawattl voneinander fern. Der Kameramann zitterte vor Empörung, schneeweiss, ein paar nordische Touristen vom Nebentisch mussten ihn bändigen. Der Spanier wollte mit einer Tasse werfen. Dann versuchte er zu spucken; da er freundlicherweise nicht mich treffen wollte, tat er es kunstvoll in einem Bogen über meinen Kopf und traf tatsächlich den Werner D. Der hatte mir durch seine beschissene Kameraarbeit den halben Film ruiniert, doch für den Bruchteil einer Sekunde tat er mir leid: was müssen das für erbärmliche Zeiten für die Reaktion sein – wo einem 43jährigen, beim WDR festangestellten Kameramann in einem Londoner Hotel von einem spanischen Frühstückskellner die Löffel langgezogen werden...

(3) Am Set von Labriola (Günter Peter Straschek, 1970). Foto: Michael Sauer.

64.

Die Emanzipationsbestrebung der Frau scheint mir zu den kompliziertesten Formen des Mehrfrontenkrieges zu gehören. Ausser Frage steht für mich, dass sie Machtverlust für den Mann heisst (woraus sich ergeben könnte, dass jene eilfertigen und für die Frauenbefreiung tratschend artikulierten Herren nicht ganz koscher sind oder etwas im Schilde führen). Ungeklärter wird es mit dem Bemühen, die Emanzipation als neue Qualität zu begreifen. Schliesslich gibt es schon jetzo nicht wenige Damen, die befriedigt genug sind, denselben Schwachsinn wie die Männer machen zu dürfen. Derweil es hier um das besser geht, nicht um das gleicher. Mit dem missverstandenen Engelszitat wird sich nicht viel anfangen lassen – bei dem schier unbegreiflichen Nichtsolidarischseinkönnen der Frauen Kulturrevolutionäre Ausmistaktionen würden der Basis allerdings nottun: was sich beispielsweise in der Filmbranche an hysterischen Weibern wichtigmacht, ist Beschämung der “berufstätigen Frau”. Ich selbst erfreue mich bei Feministinnen eines guten Rufes als “Frauenfeind”.

65.

Immenses Interesse an neuerer Geschichte bzw. Interesse für die Konkurrenz.

Erst in den letzten Jahren bin ich auf den militärisch-kriegerischen Bereich gestossen, wählte ich mir das Verhältnis von Marxismus und bewaffneter Auseinandersetzung zum besonderen Thema. Selbst hier liegen einige Wurzeln in meiner Kindheit: von meinen Eltern antinazistisch erzogen, war damit starke Abscheu gegenüber Militär und Uniform verbunden. Selbstredend war ich Pazifist; zu einer formellen Wehrdienstverweigerung war es nicht gekommen, weil ich (auch deswegen) Österreich zuvor verlassen hatte. Erst die APO brachte mich zu neuen Auffassungen; dass Gebiete traditionell vom Gegner beherrscht werden, nur weil wir sie idealiter negieren mögen. Nicht moralische Verurteilung darf zum Faktor werden sondern notwendige Kenntnis der Strategie des Anti-Klassenkampfes sollte es. Dabei eine merkwürdige Vorliebe der Linken entdeckt, unsere Niederlagen zu glorifizieren. Wäre es nicht notwendiger, anstelle des immerwährenden Hinweises auf die Tapferkeit der Internationalen Brigaden auch einmal die Schwächen in Strategie, Bewaffnung, Bevorratung etc. und die Fehlentscheidungen der Sowjetunion anzumerken – und daraus zu lernen (Schon als Jugendlicher war ich bei den in México spielenden Revolutionsfilmen irritiert, dass Bauern beim Sturm auf das Präsidentenpalais von MGs wie Fliegen umgemäht wurden. Hätte man das nicht besser machen können, mit weniger Opfern)? Dass der Sozialismus siegen wird, daran habe ich nie auch nur einen Augenblick gezweifelt. Fragt sich nur wie und wann. Für den Alltagskampf ist Zielhoffnung als eschatologisches Glaubensbekenntnis nicht ungefährlich. Dann haben mir meine MEWLektüre und bisheriges Quellenstudium bewiesen, dass die Linke im 19. Jahrhundert alles andere denn pazifistisch war. Erst in der revisionistischen Phase setzte sich pazifistischer Defätismus durch, der dann für die Reihe von Niederlagen zwischen 1918 und dem Zweiten Weltkrieg mitverantwortlich wurde. Ob es nun Spanien, Indonesien (die furchtbarste Massenabschlachtung nach Hitler) oder – wie zu befürchten – Chile war: gelang es der Reaktion, im Bürgerkrieg/Putsch die Kader der Arbeiterklasse physisch zu zerschlagen, scheint auf Jahrzehnte hinaus eine solche Niederlage kaum noch korrigierbar. Niemand soll sich wie ein rotes Klageweib benehmen. Generalstabsarbeit und fortwährende Analyse der für viele (mir letztenendes) noch immer unbegreiflichen Niederlagen (der deutschen Arbeiterklasse gegenüber dem Nazismus) sollten stattdessen forciert werden.

[Persönliches Fazit: ein so leidenschaftlicher und aggressiver Mensch ich auch sein mag, den Reaktionen des Staates und seiner Kapitalträger stehe ich so emotionslos wie möglich gegenüber (schon als SDS Mitglied). Die Reaktion ist eben eine re-Aktion, fast nichts ist mit Empörung auszurichten. Es würde meinen taktischen Grundsätzen widersprechen, mich in aussichtsloser Situation aufzulehnen anstatt kräftesparend cool zu bleiben. Als ich einmal kurz im Knast war, umgeiferte ich die Bullen weder mit Bekehrungssprüchen des “wir sind ja gar nicht so und ihr seid auch anders” noch waren sie für mich Abschaum an Dreckschweinen (mit Verlaub: wer die Polizeistadt Paris kennt, italienische oder gar amerikanische Bullen, wird die unsrigen für vergleichsweise “zahm” halten), vielmehr typisch anonyme Büttel unterer Kategorie, denen ich mich in dieser Situation nur sehr ruhig und reserviert entziehen konnte. Grosse Gesten unsererseits nach Niederlagen oder vermeidbare Opfer sind immer abzulehnen bzw. zu vermeiden. Wir sind schliesslich nicht bel den Pfadfindern.]

66.

Stadt der Plätze. Piazza Farnese oder Piazza di S. Maria in Trastevere finde ich bei jedem meiner jährlichen Rombesuche unverändert herrlich, auch weit weniger spektakuläre wie Piazza di S. Salvatore in Lauro oder gar Piazza del Catalone. Jedenfalls war es im Kino saukalt (Energiekrise 73) und langweilig, doch als Helmut Berger edwarddschirobinsonhaft über’s Bett kraxelte, sagte ich zu Jean-Marie St., dass die Romy Schinelder doch die einzig passable Schauspielerin in dieser Viscontioperette sei. “Weisst du, dass die mit mir einen Film machen wollte?” Ich denke, jetzt macht er Witze. “Nein. Sie hat dem Delahaye einen Brief geschrieben, dass sie Nicht versöhnt gesehen hat, und gerne mit mir einen Film drehen wollte. Das war gleich nach Nicht versöhnt, wir hatten noch nichts anderes gedreht.” Ergänze, dass für mich die Romy schon immer eine passable, gemeinhin unterschätzte, weil ungeliebte Schauspielerin war. Jean-Marie St.: “Ja, ich mag dieses Mädchen!”

67.

Nach 8 Wochen Aufnahmen fahren wir November 73 durch Belgien heimwehbeschleunigt Köln und seinem WDR entgegen. Tonmann und Aufnahmelelter kommen ins Schwärmen. Was waren das für Zeiten in Berlin, damals, drüben. Naja, jedes Wochenende getauscht am Bahnhof Zoo 1:4 (oder noch besser) und nichts wie rüber. Für ein paar Westmark konnte man sich drüben anfressen und ausficken, für ’nen Fünfer bekam man die beste Braut frisch vom Land, für ein Taschengeld hat die einem einen geblasen. Und dann erst die Geschäfte, die man gemacht hat... [Ich habe von Anfang an Verständnis für die Mauer gehabt und zwangsweise auch für den Schiessbefehl, weil man ansonsten ja mit der Leiter rüberkraxeln könnte. Ausserdem finde ich die Tatsache, dass Deutsche auf Deutsche schiessen natürlich nicht schlimmer als Deutsche auf Ausländer. Im übrigen sind ohnehin alle auf der Welt froh, unausgesprochen, dass die Piefkes geteilt sind und mal etwas Ruhe geben.]

(4) Western für den SDS (Günter Peter Straschek, 1968)

68.

Tatsächlich bin ich über meine Chancenlosigkeit beim TV Fernsehspiel betroffen. Schweiz und Österreich (wo die Abt. Unterhaltung von dem als Freimaurer getarnten Kryptonazi Kuno K. geleitet wird) stehen ohnehin ausser Frage: doch ist man bei WDR, NDR, Bavaria und ZDF mit seiner Filmauffassung nicht akzeptiert, kommen gar “persönliche” Flegeleien etc dazu, kann man für Jahre in die Röhre gucken. Eine Handvoll Herren und ein paar Verkaufsstellen. Dem Fernsehen etwas anbieten, hoffen auf Zusammenarbeit, okay. Oder man bekommt vom TV einen Auftrag, beispielsweise einen Gaboriau zu machen. Auch okay, fast noch besser. Seitdem mein Exposé “Die guten Willens sind. Ein Sittenbild” (1973) überall auf heftigste Ablehnung gestossen ist, wird auf meine Vorschläge im TV überhaupt nicht mehr eingegangen, in Waschzettelbriefen Ablehnung geäussert. Das lässt mich vermuten, dass einige Dramaturgen dieses Projekt etwas begriffen und eigene Parallelen gezogen haben. Plot: BRD Unternehmer engagieren Linksintellektuelle für die Spezialaufgabe, Schweinereien und Mängel in unserer Gesellschaft aufzudecken. Sie investieren dort dann auf “soziale Veränderung”. Konkretes Beispiel am Bau eines Hiltonhotels nur für Gastarbeiter in Westberlin. Zu spät erkennen Fortschrittliche die Falle in die man sie gelockt hat. Ein paar private Lösungen bleiben über. Struktur und Stil: geometrische Sequenzabfolge, die Personen als Marionetten. Gekünsteltes. Dazu Alfredproduzent Peter M. von WDR per Schreiben vom 1. 6.73: “Wir finden tatsächlich, daß dieser Film extrem ausgedacht ist und über dem Ausdenken auf seine Figuren keine Rücksicht mehr genommen hat, sie nur noch wie Mannequins ihre Nummern vorführen läßt, die eben abstrakt, unsinnlich und – wie ich finde – deshalb auch eigentlich unmenschlich sind. ... Ich habe das so unumwunden und unhöflich auch gesagt, weil ich meine, daß solche Klarheit unerläblich wäre, wenn man es weiter miteinander versuchen wollte.”

Reclams Korrespondenzführer. Gewerkschaftsboss Werner K. begann per Schreiben vom 13. 1.72 mit der Absage “Lieber Herr Struschek. ich will das Resultat meines Briefes gleich vorwegnehmen: Ich sehe für Ihr Projekt Der Unbekannte von Collegno keine Chance innerhalb der Bavaria” (nach Kenntnisnahme meiner Filme) und endete versöhnlerisch mit “Die Qualität ihrer Filme besteht unter anderem mehr darin, daß auf gewisse ästhetische Probleme gar nicht erst eingegangen wird, indem einfach das Naheliegendste und Einfachste genommen wird. Für den, der das zu lesen versteht, kann etwa der Vorwurf des Dilettantismus, den Sie fürchteten, nicht aufkommen. Zufällig sah ich einige Minuten vor Ihrem Film einen jener unsäglich einfallslosen Fernsehfilme aus der Gattung Problemfilm. Die absolute Dummheit der Einstellungen dieses Films ist ästhetischer Dilettantismus. Ihr Purismus ist ein Resultat von Überlegungen, man merkt ihm an, daß er nicht Ausdruck von Ärmlichkeit ist, sondern von Leidenschaft. Ästhetischer Professionalismus aber ist als Verkaufsargument nicht brauchbar. Schon gar nicht bei dem einzigen dafür überhaupt in Frage kommenden Geldgeber, dem WDR, der schon bei Straub nicht mehr mitmacht. Ich will Ihnen und mir ersparen zu sagen, inwiefern mir das alles leid tut.” Dieter M. vom NDR zum Exposé “Die guten Willens sind. Ein Sittenbild” per Schreiben vom 29. 6. 73 mit “Sehr geehrter Herr Straschek, ich habe Sie lange warten lassen, ohne Ihnen am Ende einen besseren Bescheid geben zu können als: Leider nicht” beginnend, lässt etwas Lob folgen: "nur da verblüffte mich dann doch ein offenbar tiefes Missverständnis Ihres Textes. Denn gerade was er (gemeint Werner K.) als ‘Schematismus’ bemängelt, erschien uns als wie soll ich sagen – fast Sternheim’sche Qualität. Die Knappheit der Bilder leuchtet uns ein" und endet sentimentalisch beleidigend mit “Nur in einem können Sie versichert sein: Hätten wir Ihren Text weniger zutreffend gefunden, hätte ich mit dieser Antwort nicht so lange gezögert”. Deshalb möchte ich, bevor ich sterbe, noch Herrn Hermann Meier vom ZDF persönlich kennenlernen. Während es mit Werner K. und der Abt. Fernsehspiel des WDR wenigstens zu Differenzen kam, andere Sender (wie der HR) die Ansicht vertraten, meine Plots seien “für das große Publikum des Massenmediums Fernsehen zu entlegen und exklusiv”, sie würden “ein entsprechend vorgebildetes, ein gewissermaßen elitäres Publikum, wie wir es im Fernsehen leider nicht haben” verlangen (“im” Fernsehen habe ich ein solches tatsächlich nicht vorgefunden), ist Herr Meier ein Phantom. Ich schicke ihm etwas zu, es antwortet umgehend mit der Bekanntgabe der Numero, die mein Exposé in Mainz erhalten hat, und 3 Monate später muss es mir leider mitteilen, dass der “Stoff in unserer Programmplanung nicht untergebracht werden kann”. Per Schreiben vom 14. 12. 73 ist es allerdings persönlicher denn bislang zugegangen, vertraulicher hiess es, die “Geschichte hat hier nicht zu überzeugen vermocht”.

Noch ein Beispiel. Zusammen mit Uwe G. schreibe ich das “kriminalische” Exposé “Theoretisch nicht schlecht”: ein Ehepaar landet einen Coup, will jedoch den obligaten Fehler nach der Beutefassung vermeiden, so es die Geldsumme einem Unternehmer für drei Jahre verzinst leiht, sich auch Verdachtsmomenten entziehen kann. Nach Ablauf der Frist rückt der Bursche mit dem Zaster nicht raus. Ein stiller Kampf entbrennt. Der Mann will die Beute zurückerobern, kühl dringt die Frau auf eine noch bessere Wiederholung des Coups – im Felde der Computerkriminalitat ...

Am 30. 10.73 verschicke ich von London aus das Exposé an einige Sendeanstalten. Es wird nach bald 2 Monaten allseits abgelehnt, ohne dass auch nur mit einem Wort auf den Stoff oder mögliche Anderungen eingegangen wird. Nur der NDR meldet sich nicht. Am 15.2.74 bitte ich Dieter M. um gelegentliche Beantwortung meines Schreibens. Am 1. 5. 74 ersuche ich noch einmal, doch das Exposé zu retournieren. Wenige Tage später ruft mich ein Dramaturg der Abt. Fernsehspiel an, entschuldigt sich vielmals, Teile des Exposés seien verlorengegangen, beim Suchen Zeit verflossen und so weiter und so fort. Ich frage nach den Chancen, Antwort, absolut negativ, der NDR habe kein Geld. Bitte jetzo den Herrn höflich, mir gegenüber nicht diese 08/15 Ausreden zu gebrauchen; das höre ich schon seit Jahren, selbstverständlich würde (wenn auch zugegeben eingeschränkt) weiterproduziert werden und gäbe es Kriterien für das, was gemacht werden kann. Ich verlange nur eine Dramaturgie, die mich nicht wie eine blumenverseschreibende Oma abwimmelt, stattdessen sich die Mühe macht + den Mut besitzt, mir auf meine Arbeit hin zu erklären, warum und weswegen sie verworfen wird oder welche Abänderungen gewünscht werden. Der Dramaturg erwidert, Ideenexposés hätten keine Chance mehr / bekanntlich fehle es an guten Fernsehautoren/ keine Gelder für Auftragsarbeiten. Mir sei dies bekannt, doch könne das TV nicht von mir verlangen, auf Verdacht Arbeit in die Niederschrift eines Drehbuchs zu investieren (abgesehen davon, dass ich dies für falsch halte, weil ein Fernsehszenario nur mit einer annähernden Gesamtkostenvorstellung hergestellt werden soll), das irgendwann der Entscheidung des Abteilungschefs unterliegt – ob ich entweder um die DM 15.000 Honorar bekomme oder nach vielleicht dreivierteljähriger Arbeit gar noch für das Drucksachenporto aufkommen musste. Selbst bei einem Ideenexposé ist das Missverhältnis lähmend genug. Also müsste das TV Arbeitsaufträge vergeben. Wenn ich mal nach Hamburg käme, meint der Dramaturg, könnten wir uns bei einem Bier unterhalten. Ob mich der NDR dazu einladen würde, frage ich zurück. Nein.

Der Fehler liegt bei mir. Viel zu lange arbeite ich an einem Plot, schicke dann eine soundsovielte, sehr komprimierte Exposéfassung ans TV, antichambriere nicht herum – und bin sauer, wenn die Dramaturgie nicht begreifen will, sie nicht einmal bereit ist, ins Gespräch zu treten. Ich müsste freilich ganz andere Produktionen machen wollen; im Kollektiv zunächst mit einer Frau als Zugabe. Ein Thema mit viel pädagogischem Klimbim und “Emanzipation” (junge hübsche Heldin verlässt ganz blöden Macker aus der Werbebranche, holt in Abendkursen das Abitur nach und wird durch einen Kinderladen, wo vierjähriges Söhnchen untergekommen ist, schwer politisiert*). Das ganze larmoyant & in langen Einstellungen, Autofahrten bevorzugt.

Selbstverständlich an Originalschauplätzen zu drehen, das sieht nach Wirklichkeit aus, kommt in Wirklichkeit aber viel billiger als im Studio. Als Darsteller denke ich mir Eva Mattes oder Hanna Schygulla sowie nach der Rainer Werner F.-Methode einen abgetakelten Mimen der 50er Jahre (wesentlich billiger geworden). Dialektsprache wäre nicht schlecht, das Wort “bumsen” müsste in der Kinofassung vorkommen. Dem ganzen Schmarrn müsste viel Beatmusik oder Pop, ich kenne mich da wirklich nicht aus, unterlegt werden, intensiv bei langen Autofahrten. Das wichtigste zum Schluss: das Anliegen, die Politik. Damit die Herren Dramaturgen in Köln, München und anderswo nicht lange suchen müssen – schliesslich trägt man für ein Millionenpublikum Verantwortung, nicht für Elitärs, sollen Sätze wie “die Gesellschaft ist in allem schuld”, “darin widerspiegeln sich eben die Produktionsverhältnisse” und “das kapitalistische System ist nur an Profit interessiert” gleich doppelt vorkommen. Weil dies aber zugleich nicht auffallen darf, empfehle ich auch hier den Trick, anstelle des alten Schicksalbegriffs den neuen der Gesellschaft einzusetzen: für die restliche Machart ist die bavarische bewährt genug.

* Die Fortsetzung, was sie nämlich dann macht, würde mich aber wirklich interessieren. Apropos: ich bin nicht krankenversichert. Bislang nur ein paar Tripper, doch sollte Ersteres...

(5) Am Set von Labriola (Günter Peter Straschek, 1970). Foto: Michael Sauer.

69.

Betthupferllektüre 74: Jay Robert Nash, Bloodletters and Badmen. A Narrative Encyclopedia of American Criminals from the Pilgrims to the Present, published by M. Evans and Company, Inc. New York and distributed in association with J. B. Lippincott Company, Philadelphia and New York, 1973.

70.

Filmemachen ist mir nur eine Artikulationsmöglichkeit. Die Vorstellung, ein ganzes Leben in diesem Metier herumzuschlawinern (nach der Fernsehformel: festangestellter Redakteur heiratet Sekretärin und unterhält Cutterin als heimliche Freundin), erschreckt mich doch. Sollte ich beispielsweise beim TV ohne jegliche Realisationschancen sein, würde ich in ein anderes Land gehen oder in einem Institut arbeiten oder ein Buch veröffentlichen oder mich für ein paar Jahre irgendwohin zurückziehen und körperliche Arbeit leisten oder eine Funktionärstätigkeit übernehmen. Ich möchte so wenig wie möglich entfremdet leben, es ist immer noch beschissen genug. Zwar bin ich schon 32, aber die folgenden 30 bis 40 Jahre, die ich arbeiten muss um leben zu können, möchte ich leben mit dem Vergnügen und Interesse meiner Arbeit an einigen Problemen, deren Ergebnisse ich mit anderen Kollegen politisch einbringen möchte. Ich betone ausdrücklich, wie wichtig mir Spass und Befriedigtsein an meiner Arbeit zu sein hat; weder würde ich für den Rest meines Lebens einen guten Fabrikarbeiter noch einen “fortschrittlichen” Pädagogen abgeben – und solange die Partei solches von mir nicht verlangt, werde ich es auch nicht tun. Demnach bekenne ich mich zu meinem besonderen Status, will diesen so weit wie möglich ausnutzen ohne die Interessen des Proletariats dabei zu verletzen. Auch darin haben mir Personen Zynismus vorgeworfen, was mehr deren Neid und Unaufrichtigkeit war. Zu viele Kollegen habe ich gekannt, die in ihrer Ausbildungsphase, Mitte 20, linksradikal waren, in ihrer Berufsphase, Mitte 30, Reaktionäre geworden sind – jetzt erst ihre Privilegien entdeckend und ausnutzend. Ich trainiere in Langstreckenlauf.

71.

Alltag: 8 Uhr 30 Frühstück mit Zeitungslektüre. Bis Mittag jeweiliges Hauptprojekt [dzt. Filmemigration). Lunch, selbstzubereitet; Mittagsschläfchen & Musikhören oder Café & Spaziergang. Bis Abends ein oder zwei Parallelprojekte (dzt. Sozialismus und Gewalt/Militär) ausarbeiten: ausklingen lassen mit leichterer Tätigkeit (bibliografieren, Korrespondenz etc.). Dann Essengehen und Kino/TV oder Kneipe, wenn möglich nicht alleine. 1 Bibliothekstag pro Woche. Will in London aufs Land hinaus radfahren.

72.

Mit Jean-Marie St. und Daniele H. der Meinung, dass in Westeuropa, entstünde eine revolutionäre Situation, linksradikale Intellektuelle aus Sicherheitsgründen für ein paar Monate in Gewahrsam gebracht werden müssten. Zu Nutzen des Erfolgs. Diese radikalen Linksintellektuellen sind ein Risiko insofern, als sie von einer enormen Unpraktischheit sind und dies durch Nurbeschlüssemachen und sonstiges Herumtheoretisieren wettzumachen versuchen. Man kann und möge sie nach dem Sieg vorsichtig verwenden, während der bewaffneten Auseinandersetzung jedoch ausschalten: sie können kein Gewehr halten, haben von Technik keine Ahnung, sind ohne praktische Erfahrung; sie würden herumstehen oder Pamphlete schreiben. Ein Blick in die Geschichte der sozialistischen Bewegung einzelner Länder bezeugt, dass dieser Vorschlag keine Ungeheuerlichkeit vorstellt.

73.

Der WDR honoriert meine Filmemigrationsarbeit (obligate DM 7.000 for 45min III. Programm) = erstes Jahr regelmässiges Essen und schon habe ich 15 Pfund (zum Teil in Bauchspeck) meinem wenig attraktiven Äusseren beigefügt. Wer hätte das vom Fernsehen gedacht.

74.

Mit unserer sozialistischen Filmarbeit könnte es wieder vorangehen, wenn wir uns jetzo eingestehen, im methodischen Ansatz gescheitert zu sein, wenn wir uns entfraktionierend zusammentun, Billanzziehen und unsere Fehler ordnen. Ein Tagesordnungspunkt von mir: mehr über die Kohlen diskutieren und wie man sie aufreisst, vorübergehendes Theorieredeverbot.

75.

Wovon ich all die Zeit gelebt habe:

1961-63 von jenen “Wundern”, die einem nur auf Tramp passieren (Eingeladenwerden) bzw. vom Blutspenden. Im Kibbutz Giv’at Hayim Me’uhad war ich Orangenpflücker und Bewässerungsrohreschlepper, in den pariser Hallen klaute ich Obst, über 8 Monate putzte ich Silberbestecke im Hilton Hotel Amsterdam. Meine liebe Mutter schickte mir (oft ohne Wissen des Vaters) einen 5 oder 10 $Schein im Brief mit.

In Westberlin ging es mir bis ’66 ausserordentlich dreckig: ich war Austrager, Zettelverteiler, Abwascher, Pelzhändlergehilfe, Übersetzer, Korrespondent für eine grazer Tageszeitung, Fotokopist, Typist und Vorlesungssprachglätter für Prof. Goldmann, monatelang Packer bei C. & A. Brenninkmeyer in Neukölln und anderes mehr. Weiterhin mussten mich meine Eltern mit kleineren Beträgen unterstützen. Erstmals schrieb ich für den Rundfunk (Manuskripte über Leiris, Blanchot, Bataille, zusammen mit Dr. Friedrich K. über den Fortsetzungsroman bzw. über die Ästhetik der politischen Rede). Entschieden arbeitete ich nur, um gerade über die Runden zu kommen, ernährte mich von Tee (oder entsprechend lange von einem 2kg Kakaosonderangebot) mit Margarinebroten sowie von Aschingers Erbsensuppe (mit damals noch uneingeschränkt vielen Brötchen für nur 50 Pfennig); ich ging ins billigste Kino (Olympia am Zoo, wodurch ich den gesamten B-Filmbestand der westdeutschen Verleihe kennenlernte); ich blieb oft tagelang im Bett, weil nichts zu verheizen war. Dennoch möchte ich mich heute dieser spitzwegschen Künstlerattituden nicht schämen, so ich in diesen drei Jahren fast nur gelesen habe, primär politische Literatur und Marxismus-Leninismus, ruhig & sorgfältig. Mir ist dadurch, so unverständlich das Aussenstehenden erscheinen mag, viel Enttäuschung und Frustration erspart geblieben – weil ich eben nicht in euphorischen Schnellkursen für Vulgärmarxismus mit notwendig folgendem Katzenjammer “ausgebildet” worden war. Stattdessen liess die mir eigene Art eines kritischen Optimismus jene Durststrecke nach überbewerteten Anfangserfolgen ziemlich unbeschädigt überwinden, sie brachte andere zum Resignieren. Es hat schlimme Tragödien in den Jahren nach ’68 gegeben (und wir haben uns um die Schwachen unter uns wenig gekümmert).

1966/67 bekam ich an der DFFB ein monatliches Stipendium von DM 220; nach meiner 1. Relegation wurde ich von der polit. Studentenschaft durch Sammelbeträge unterstützt: meine Klage gegen die DFFB durch RA Horst M. hat die Justikampagne beglichen.

Überleben konnte ich, der ich keinem Unterhalt nachging, stattdessen den ganzen Tag mit Film und Politik beschäftigt war und noch keine Arbeitsergebnisse Verkaufen wollte (von ein paar Zeitschriftenaufsätzen abgesehen, die nur wenige hundert DM einbrachten), allein durch die verschiedenen Wohngemeinschaften und Kommunen. Ihnen habe ich bevorzugt zu danken. Denn ich war stets der sozial schwächste Teil; es ging auch nie lange gut, doch das wurde von mir provoziert.

Zum Zuhälter eigne ich mich wenig, nicht einmal für ein Bratkartoffelverhältnis hat es gereicht. Summierte man die Essen oder Kinobesuche durch Freundinnen, käme freilich auch eine Menge zusammen.

Schuldenmachen und Schwarzfahren, gutes Verhältnis zu Gerichtsvollziehern.

Erst in den letzten Jahren hat sich meine Lage normalisiert: ich sehe mich imstande, Teile meiner Kopfarbeit verkaufen zu wollen – teilweise auch zu können. Rundfunkmanuskripte (über Antonio Labriola bzw. verschiedene Filmthemen). Referate, Seminare, Dozenturen. Buchniederschriften für Verlage. Regie- und Autorentätigkeit beim TV.

PS: Es ist nicht so, dass ich generell gegen eine Familiengründung bin. Eine solche bedeutete jedoch für mich, mein gesamtes Leben entschieden dahingehend zu verändern, dass ich beispielsweise eine über 20 Jahre andauernde Erziehung eines Kindes gewährleisten könnte. Keinesfalls wäre ich bereit, jetzige Experimente und Unsicherheiten auf Kosten eines Kindes fortzusetzen – und jene Frau, die sie mir abnähme und in Haushalt und Kindererziehung sich realisierte, müsste ich doch verachten. Einerseits kann ich mir “Freiheiten” leisten, die ich nicht missen möchte und um die mich viele (besonders Eltern) beneiden, andererseits bezahle ich mit einem doch unübersehbaren Alleinseinwerden. Da bleibt mir nur abzuwägen und meine Entscheidung treffen. Sie steht schon lange unverändert (sollten sich die Umstände nicht merkwürdig verbessern) fest – und wurde nicht unwesentlich durch meine Bekanntschaft beeinflusst: viele Paare haben sich Kinder zugelegt, neue Probleme sind aufgetaucht, kaum eines hat mit Kind seine Vorstellungen so realisieren können wie ohne Kind ausgedacht. Dieses etwas-Kind und etwas bisheriges Jugendleben fortsetzenwollen ist wohl die schlechteste aller Lösungen. Entweder oder. Letztlicht kenn ich genug Kollegen, die für ihre Familie allmonatlich allein an Nötigstem so viel nach Hause bringen müssen, dass man dafür schon einiges mehr und anderes zu tun bereit ist, sich gefallen lassen muss als ich bereit bin. Einige Kollegen haben sich als passable Opportunisten und Antichambrierer entlarvt, ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen, dessenungeachtet weiss ich, welche Umstände sie dazu gedrängt haben. Deshalb möchte ich mich solchen Bedingungen, wenn möglich, gar nicht erst aussetzen.

(6) Western für den SDS (Günter Peter Straschek, 1968)

76.

So lebe ich ziemlich glücklich das merkwürdige Dasein eines mittellosen Privilegierten; neben einer kargen Einrichtung besitze ich nur Bücher, Schallplatten, Aktenordner; ich fahre kein Auto, lege auf Kleidung kaum Wert, bin Nichtraucher und verabscheue Tand und Nippes; dennoch bin ich mehr Genussmensch denn Asket = selbst wenn ich hungere, hungere ich privilegiert in dieser Gesellschaft.

77.

Die Frau, die ich liebe, will nichts mehr von mir wissen. Dieser fast richtige Entscheid steigert meine Wertschätzung ihr gegenüber. Verständlich für den, der mich kennt, sie kennt, und Pavese gelesen hat.

78.

Meine Pläne für die 70er Jahre:

ein Projekt, vorrangig “Die guten Willens sind. Ein Sittenbild” als Fernsehfilm realisieren;

die Geschichte der deutschsprachigen Filmemigration nach ’33 abschliessen – sowohl die TVSerie für den WDR als auch eine Buchveröffentlichung (in einem englischen oder amerikanischen Verlag, sollten bundesrepublikanische penetrant unterbezahlen);

einen Porno drehen (zu Beethovens 7. Sinfonie);

Materialien zur Entwicklungsgeschichte des steirischen Mittelstandes im 20. Jahrhundert sammeln – für einen Krimi in Anlehnung an den Fall des “Unbekannten von Collegno” (Roman oder Film);

einen Essai über Antonio Labriola beenden, eventuell für eine englische Ausgabe seiner Werke (nachdem eine deutsche bei Suhrkamp angekündigt ist);

weitere politische-militärhistorische-ökonomische Studien betreiben, vorerst ausgerichtet auf eine TVSerie über Kriegführung im 20. Jahrhundert;

verschiedene Reisen unternehmen, jene von México nach Perú schon im Anschluss an Hollywood ’74.

79.

Wie provozierend: ich habe von Schubert geschwärmt, von römischen Plätzen, bin fürs Handwerk eingetreten, habe Klatsch erzählt, rationalisiert – und nicht einmal Marx und Engels zitiert. Weil ich die Einwände von links gegen mich kenne, diese durchaus richtig sind, konnte ich stellvertretend als “linksintellektueller Ahasvertypus aus dem austriazistisch-schizophrenen Kleinbürgertum” auftreten. Weswegen ich Westberlin 1963-74 so und nicht anders vorgestellt habe, resultiert aus einem simplen Beweggrund, den ich bitte nie ausseracht zu lassen: Menschen, die nur über ihre Wehwehchen, Vergnügen, materiellen Alltagssorgen kommunizieren können, sind mir zuwider. Hingegen scheinen mir Personen, die nach ihrer Hinwendung zum Marxismus sich einbilden, es hättet ihre Wehwehchen, Vergnügen, materiellen Alltagssorgen via theoretische Erklärung zu bestehen aufgehört, nicht ungefährliche Idealisten zu sein.

(7) Am Set von Labriola (Günter Peter Straschek, 1970). Foto: Michael Sauer.

Dieser Text wurde ursprünglich als "Straschek 1963-74 Westberlin" in Filmkritik Bd. 8, Nr. 212 (August 1974), und erscheint in vier Teilen auf Sabzian anlässlich der Ausstellung und Retrospektive über Günter Peter Straschek, die von CINEMATEK und dem Goethe-Institut Brüssel in Zusammenarbeit mit Sabzian organisiert wurde.

Die Ausstellung “Militanter Film und Filmemigration aus Nazideutschland” läuft im CINEMATEK bis zum 21. Juni 2022.

Die Retrospektive “Filmemigration aus Nazideutschland” läuft vom 1. bis 26. Juni 2022 im CINEMATEK.

 

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung des Goethe-Instituts Brüssel realisiert.

Mit Dank an Karin Rausch, Julian Volz und Julia Friedrich und das Museum Ludwig Köln für die Bereitstellung der englischen Übersetzung.

 

Bild (1): Am Set von Labriola (Günter Peter Straschek, 1970). Foto: Michael Biron.

Bild (2): Hurra für Frau E. (Günter Peter Straschek, 1967)

Bild (3), (5), (7): Am Set von Labriola (Günter Peter Straschek, 1970). Foto: Michael Sauer.

Bild (4), (6): Western für den SDS (Günter Peter Straschek, 1968)

ARTICLE
01.06.2022
NL EN DE
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In Passage, Sabzian invites film critics, authors, filmmakers and spectators to send a text or fragment on cinema that left a lasting impression.
Pour Passage, Sabzian demande à des critiques de cinéma, auteurs, cinéastes et spectateurs un texte ou un fragment qui les a marqués.
In Passage vraagt Sabzian filmcritici, auteurs, filmmakers en toeschouwers naar een tekst of een fragment dat ooit een blijvende indruk op hen achterliet.
The Prisma section is a series of short reflections on cinema. A Prisma always has the same length – exactly 2000 characters – and is accompanied by one image. It is a short-distance exercise, a miniature text in which one detail or element is refracted into the spectrum of a larger idea or observation.
La rubrique Prisma est une série de courtes réflexions sur le cinéma. Tous les Prisma ont la même longueur – exactement 2000 caractères – et sont accompagnés d'une seule image. Exercices à courte distance, les Prisma consistent en un texte miniature dans lequel un détail ou élément se détache du spectre d'une penséée ou observation plus large.
De Prisma-rubriek is een reeks korte reflecties over cinema. Een Prisma heeft altijd dezelfde lengte – precies 2000 tekens – en wordt begeleid door één beeld. Een Prisma is een oefening op de korte afstand, een miniatuurtekst waarin één detail of element in het spectrum van een grotere gedachte of observatie breekt.
Jacques Tati once said, “I want the film to start the moment you leave the cinema.” A film fixes itself in your movements and your way of looking at things. After a Chaplin film, you catch yourself doing clumsy jumps, after a Rohmer it’s always summer, and the ghost of Akerman undeniably haunts the kitchen. In this feature, a Sabzian editor takes a film outside and discovers cross-connections between cinema and life.
Jacques Tati once said, “I want the film to start the moment you leave the cinema.” A film fixes itself in your movements and your way of looking at things. After a Chaplin film, you catch yourself doing clumsy jumps, after a Rohmer it’s always summer, and the ghost of Akerman undeniably haunts the kitchen. In this feature, a Sabzian editor takes a film outside and discovers cross-connections between cinema and life.
Jacques Tati zei ooit: “Ik wil dat de film begint op het moment dat je de cinemazaal verlaat.” Een film zet zich vast in je bewegingen en je manier van kijken. Na een film van Chaplin betrap je jezelf op klungelige sprongen, na een Rohmer is het altijd zomer en de geest van Chantal Akerman waart onomstotelijk rond in de keuken. In deze rubriek neemt een Sabzian-redactielid een film mee naar buiten en ontwaart kruisverbindingen tussen cinema en leven.